Weltgeschichtentage Freiburg

Wenn die Erwachsenen ihre Smartphones sinken lassen und den Kindern in der ersten Reihe der Mund offen ste hen bleibt, ist es wieder passiert: Eine frei erzählte Geschichte hat ihr zauberhaftes Eigenleben entfaltet und die Anwesenden unmerklich in eine andere Welt entführt. Der kleine Laden und die verwinkelten Gassen der Altstadt sind nun plötzlich zu geheimnisumwitterten Schauplätzen für Heldentaten und Wunder geworden. Manch einer wirft beim Verlassen des Ladens noch einen scheuen Blick auf den Schatten hinter der Tür – vielleicht steht dort Baba Yaga und hat alles mitgehört…

Dabei war am Anfang alles nur ein Scherz: Als die Erzähler Peter Hagberg, Mats Rehnman und Ulf Ärnström 1991 zum ersten Mal den „World Storytelling Day“ in Schweden ausriefen, meinten sie das eigentlich nicht so ganz ernst. Doch obwohl sich damals die sozialen Medien auf Zeitung und Rundfunk beschränkten, verbreitete sich ihre Idee rasant um die ganze Welt. Seither findet jährlich im März der Weltgeschichtentag statt – seit 2016 auch in Freiburg in Form eines Erzählkunstfestivals. Die Veranstaltung wuchs rasant und machte nur zu bald die Grenzen des ehrenamtlichen Engagements deutlich – was 2019 zur Gründung des Vereins Nomadische Erzählkunst führte!

Von Beginn an war unser Anliegen, Erzählkunst im öffentlichen Raum erfahrbar zu machen und unmittelbar mit dem alltäglichen Leben zu verweben. Geschichten haben Einfluss auf die Art und Weise, wie Menschen einander begegnen und ihre unmittelbare Umwelt wahrnehmen. Wir wollten diesen Einfluss erlebbar machen und ins Bewusstsein rufen. Das Erzählkunstfestival war für eine breite Öffentlichkeit konzipiert, Zielgruppe waren sowohl Kinder und Jugendliche als auch Erwachsene.

Mit der Zeit wurden verschiedene Formate entwickelt, erprobt und verfeinert (z. B. Mehrsprachigkeit, Geschichten in Gebärdensprache u. a.). Neben dem Großen Samstag in den Läden der Altstadt fanden Vorträge (Podiumsdiskussion), Abendveranstaltungen (Soloauftritt, Lange Nacht), und Beteiligungsformate (Erzählcafé, Impulsworkshop) statt. Dabei zeigten international renommierte Künstler*innen den Facettenreichtum der Erzählkunst.

Allerdings stellte die Finanzierung eine stetig wachsende Herausforderung dar. Die Begeisterung, die mehrere Akteure dem Festival entgegenbrachten, stand leider in keinem Zusammenhang mit den verfügbaren finanziellen Mitteln. Sechs Mal in Folge konnten wir über eine komplizierte Mischfinanzierung ein bescheidenes Budget von ca. 30 TEUR zusammenstellen. Dann siegte die Vernunft über die Begeisterung. Die Abweisung unseres Antrags auf institutionelle Förderung vom Gemeinderat der Stadt Freiburg bewerteten wir als klares Signal, unser Engagement in Freiburg zu beenden.

Durch angewandte Erzählkunst unterstützen wir Menschen, in ihren Umfeldern Verbundenheit und Kreativität wachzurufen. Wir sammeln und erzählen Geschichten aus verschiedensten Kulturen, die auf na­chhaltigen Denk- und Lebensweisen basieren und suchen je eigene, der lo­kalen Kultur angemessene Wege, die wechselseitigen Beziehungen zwischen Menschen, Orten und Narrativen zu gestalten.

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